Mittwoch, 28. Oktober 2009

Bitter bitter...



Wollte ich nur mal so ins Gedächtnis rufen...

Montag, 26. Oktober 2009

Pattaya ist furchtbar – Ayuthaya wunderbar!

Wieder eine Woche rum…die Zeit vergeht so schnell, dass mir noch nicht einmal die Zeit bleibt, etwas Tiefgründiges, Philosophisches zum Thema zu schreiben…

Was ist passiert? Nun ja, wir waren auf dem Suan Lum Night Bazaar, direkt neben dem Lumpini-Park). Ein toller Nachtbazaar auf dem man ganz viele tolle Sachen kaufen kann(neben den teuren Kleidungsstücken namhafter Designer auch die etwas günstigere Variante der gleichen Hersteller): es gibt Räucherstäbchen, Turnschuhe, Shurikens, Elektroschocker, Blumenkränze, Schmuck in Massen, Seidentücher, Massagesalons, Schnitzereien, Anstecker, Jacken, CDs(auch in billig und teuer), Filme(s.o.), Lampen, Hüte, Fächer, Gebetsketten, T-Shirts, deren Aufdruck im Rhythmus der Musik blinkt und noch Einiges mehr.
Man kann sich den Suan Lum vorstellen, wie ein großes Rechteck, das in 3-4 überdachte Vierecke eingeteilt ist. Darin sind in engen Gängen dann jeweils die Läden und im Zentrum ist immer ein Stand mit Getränken und Zigaretten:)
In der Mitte des ganzen Marktes, also quasi dem Epizentrum befindet sich das Wichtigste: der Food Court! Dort kann man(gegen Coupons) viele verschiedene Mahlzeiten und Getränke kaufen(auch „Bierbongs“ in 10L Versionen) und der wechselhaften Qualität der Musik auf der gigantischen Bühne unter freiem Himmel lauschen. Von mutiger Karaoke bis zu Popsternchen scheint dabei alles da zu sein, nur wird die romantische Atmosphäre durch das hektische Gewusel ein wenig gestört…Insgesamt ein wunderbarer Ort zum Einkaufen, jeden Tag ab 18.00Uhr kann man hier erste Erfahrungen mit dem thailändischen Handelssystem machen, einfach nur schauen und sich von den Ständen überraschen und begeistern lassen.
Mein Favorit sind die Läden, in denen man sich die Füße von Fischen „abknabbern“ lassen kann(ich finde die Vorstellung eklig, deswegen traue ich mich noch nicht). Für mich gab es dort Räucherstäbchen und für die Damen aus dem Nachbarland gab es schicke Hosen mit Elefant, thailändische Seidenblusen und ein Souvenirs für die Daheimgebliebenen.
Unsere Gruppe wurde vollständig durch Annelies, eine Deutschlehrerin, die zufällig hier in Bangkok war und kurzfristig mitkam.

Zweimal Suan Lum - einmal ein winziger Ausschnitt des Food Courts...
...und einmal ein typischer Stand, verstohlen von der Seite fotografiert.

Danach waren im (empfohlenen) Joe Louis Theater essen, ein ehemaliges Puppentheater im Herzen Suan Lums. Es war sehr lecker, aber ich habe doch ein schlechtes Gewissen gehabt und muss es doch öffentlich sagen: wir haben mit 8 Leuten ca. 2500TBHT bezahlt(ca. 50€) und auch, wenn das nicht viel erscheint; wir haben am Wochenende zuvor für 8 Leute an einer Suppenküche 200TBHT bezahlt(ca. 4€), bestimmt fehlt mir da das Verhältnis, doch mir erscheint es immer noch als (fast unanständig) teuer. Hier will auch kurz sagen, dass, obwohl Thailand auf den ersten Blick sehr billig erscheint, es auch überhaupt kein Problem darstellt, hier sehr viel Geld auszugeben; auch wenn ich es bis jetzt nicht erwähnt habe, die Schere zwischen arm und reich geht extrem weit auseinander!

Nachdem das nun gesagt ist, komm ich zum spannenden Teil, dem Wochenende und zum Titelthema. Zuvor sei gesagt, dass dieses Wochenende ein langes war, denn der 23. Oktober ist der Todestag Rama V.
Wir nutzten also die Gelegenheit, nach Pattaya zu fahren(denn anscheinend muss man unbedingt schon einmal dort gewesen sein). Gut, als Ethnologe weiß ich natürlich, dass ich nicht sagen kann, dass Pattaya furchtbar ist, aber, allen Relativismus außer acht lassend, sage ich, aus meiner subjektiven Perspektive als in Thailand verweilender Deutscher im 21. Jahrhundert, geschult durch Seminare und Blickwinkel, Bücher und Diskussionen: Pattaya ist schrecklich!
Irgendwie hat die Stadt auf mich sehr den Eindruck gemacht, aus Thailand heraus zu sein. Überall war bunte Reklame(auf eine ganz andere Weise ähnlich wie in Bangkok) und es hat ein bisschen gedauert, bis ich in Worte fassen konnte, was an der Stadt diese merkwürdige Atmosphäre hinauf beschwört. Es war nicht der 10 breite Strand direkt an der Straße, es war auch nicht die berühmte „Walking Street“. Auch nicht die Barmädchen, die in (jetzt noch) leeren GoGo Bars herum hingen.
Es war die Tatsache, dass fast kein Schild auf Thai war! Überall hieß es: „Deutsches Essen“, „Jet ski for Hire“; „Hottest Girl“, „Gute Mädchen kommen von überall, schlechten leben in Pattaya“ und einiges in Russisch…Auch auf der Straße hatte ich das Gefühl, dass vor allem die berühmt-berüchtigten Pärchen herum liefen. Es ist natürlich auch ein ganz normaler Teil des Landes, aber ein komisches Gefühl bleibt doch zurück.
Auch die Häuser machen eher den Eindruck, ohne Rücksicht auf Verluste möglichst schnell möglichst hoch gezogen worden zu sein, um den Touristensturm bewältigen zu können. Mein Fazit, eine Reise wert, wegen der ganz eigenen Atmosphäre.
Wenigstens war der Abend schön, mit Sonnenuntergang bei der Statue eines Generals mit langem Namen, den ich mir leider nicht merken konnte…


Ja! Micha ist wirklich da! Das Beweisfoto!:)

Pataya Strand
Und die Stadt von Oben, in der einsetzenden Dämmerung


So sieht das Ganze dann auf der Strasse aus...


Ein bisschen Pech hatten wir auch mit dem Wetter, denn als wir losfuhren, war der erste Tag, an dem ich in Thailand gefroren habe! Nachmitags kam zwar etwas Sonne, aber tortzdem bleibt es ein historisches Ereignis;) Insgesamt war ich trotzdem froh, wieder zurück zu fahren.

Vom Süden ging es dann zurück nach Norden, zurück nach Bangkok, bevor wir am nächsten Tag noch weiter in den Norden Thailands vorstießen, denn:

Am Samstag war Ayuthaya dran, die alte Hauptstadt Siams. Von 1351 bis 1767 war dieser Stadtstaat eines der beeindruckendsten und größten Zentren seiner Zeit. Heimat von Königen und Tempeln, Kriegern und Priestern. Händlern, Bauern und Diplomaten fanden hier eine Bleibe und fast alle waren ehrfürchtig beeindruckt. Hier prägte auch ein portugiesischer Jesuit zum ersten Mal den Namen „Venedig des Ostens“, denn Ayuthaya war durchzogen von Kanälen und befindet sich am Treffpunkt dreier Flüsse: nämlich dem Chao Praya, dem Pasak und Lopburi.
Wie kommt man also von der neuen in die alte Hauptstadt? Es gibt viele Möglichkeiten: Auto, Van, Boot...
Wir taten dies mit dem Zug. Von der Hua Lamphong Central Station fahren mindestens jede Stunde Züge nach Norden und Ayuthaya liegt immer auf der Strecke. Für 20TBHT kann man in der dritten Klasse die 2 Stunden lange Fahrt antreten. Am Hauptbahnhof fiel mir gleich auf, dass er für eine Stadt wie Bangkok sehr klein wirkte. Es gab vielleicht 10 Gleise und insgesamt war der Bahnhof ungefähr so groß wie in Siegen(für alle denen dies etwas sagt).
Alles verläuft angenehm ruhig und entspannt, sogar für Ausländer war alles gut zu finden und Schaffner und Mitreisende waren durchweg freundlich und halfen uns, den richtigen Zug zu finden. Eine fahrt nach Ayuthaya mit dem Zug kostet übrigens genau so viel, wie 3 Stationen mit U-Bahn zu fahren - 20TBHT. Verhältnis?

Wir stiegen also erwartungsvoll um 08.20 in den Zug und waren froh und erstaunt, dass wir den Wagen bis auf ein paar Mönche für uns hatten.
Eine halbe Stunde später erfuhren wir warum; als nämlich ein freundlicher Bahnmitarbeiter schweigend eine Kette aufhängte mit der Aufschrift „reserviert für Mönche“ und wir genauso rot wurden wie die Gewänder der Mitreisenden. Aber ein gepflegtes thailändisches Lächeln hilft über jede Peinlichkeit hinweg und wirklich böse war keiner, als wir dann in den nächsten Wagen stiegen und dieser dann auch direkt viel „lebendiger“ war.
Bequem war es dennoch, in anderen Ländern bin ich auch schon längere Strecken in höheren Klassen unbequemer gefahren.
Um 09.25 setzte sich der Zug dann in Bewegung und die Reise ging los, Es wurde geplaudert, gegessen, Händler liefen durch den mittleiweile mit Stehplätzen ausgestatteten Zug und verkauften Essen, es wurde getrunken, geredet und noch etwas gegessen.
Die Fahrt war wunderschön, der Zug fuhr gemächlich genug, um die Reisfelder und vorbeiziehenden Landschaften in sich aufzunehmen, aber nicht so langsam, dass ein Mitteleuropäer sich ärgert. Die fehlende Klimaanlage wurde durch die Mischung aus Fahrtwind und den an der Decke kreisenden Ventilatoren mehr als ausgeglichen und ich konnte vollends das zeitlose Gefühl des Reisens genießen. Kein Gedanke ging an das Ziel, keiner an den Start, kein Gedanke an Zeit, alles spielte sich im Hier und Jetzt ab und jeder einzelne Eindruck fügte sich in das Mosaik des Unterwegs Seins ein. Kein Stein zu viel, keiner zu wenig. Zwischendurch lenkte ein kurzes Gespräch ohne Worte ein wenig ab und immer wieder rauschte ein Neues Detail heran und wieder vorbei.

In Ayuthaya angekommen standen wir vor der Wahl, ein TukTuk oder Fahrrad zur Besichtigung zu mieten und schweren herzen, nahmen wir dann den Motor;)
Zu siebt quetschten wir uns hinten auf die Ladefläche, nachdem wir uns darauf geeinigt hatten pro Person 100TBHT für 3 Stunden Rundfahrt mit „unserem“ Fahrer. Zuerst fuhr er uns zum Wat Yaichaimonghkhol, zu den Ruinen einer alten Tempelanlage und Heim eines riesigen liegenden Buddha. Die Pagoden dort stehen teilweise so schief, dass die Frage, wann sie endlich umfallen sofort im Raum steht, aber wenn es soweit ist, ist das nur der Lauf der Dinge, wie uns unser „Reiseleiter“ erzählt.
An diesem Ort bekomme ich einen ersten Eindruck davon, wie beeindruckend die Stadt vor 300 Jahren gewesen sein muss, als das Leben hier noch pulsierte und Ayuthaya eines der Zentren der Welt war. Hier wurde Siam regiert, Handel betrieben und gingen die verschiedensten Sprachen nebeneinander her und miteinander um.
Und auch, wenn die Touristen(überwiegend Thais) sorglos wie immer mit den religiösen Zeugnissen umgehen, hat der Ort doch eine Aura des Alten und Vergangenen, eine Ahnung von dem, was noch kommen sollte.

Weiter ging es durch waghalsige Kreisverkehre und unterhalb der Stoßstange der hinter uns fahrenden Geländewagen in unserem gut bestückten Gefährt, aber sicher kamen wir an jedem Ort an.
Ich möchte jetzt nicht alles einzeln aufzählen, aber Ayuthaya strahlt etwas Beeindruckendes, Ehrwürdiges aus, das ich in der Form bisher nur bei den Pyramiden von Gizeh kannte. Aber dadurch, dass die liegenden Buddhas und viele Tempelreste noch in Betrieb sind und Mönche herum laufen, Thais beten und opfer darbieten, strahlt die Stadt etwas unheimlich Lebendig-Totes aus. Sie wirkt längst untergegangen und doch wird an verschiedenen Ecken durch Gebete und Rauchfahnen eine untergegangene Zeit neu erweckt. Eine kitschige Mischung aus mystischer Vergangenheit und Moderne, bei der doch alles stimmt. Die Burmesinnen, die mit dabei waren, haben sich oft nicht getraut, Burmesisch zu sprechen, war es doch die burmesische Armee, die die Stadt damals erobert und zerstört hat, ein Trauma, das in Thailand noch lange nicht vergessen ist und Thema vieler Streitigkeiten, vergleichbar durchaus mit dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Beziehung zu manchen Ländern. Dabei ist Krieg natürlich immer furchtbar und an den Khmer Einflüssen, den thailändischen Buddhas und den burmesischen Pagoden sieht man deutlich, dass es sowieso nicht „DIE Thais, DIE Burmesen und DIE Kambodschaner“ gegeben hat, die Wurzel zerfließen und vermengen sich.
Am Yai Chaimongkhon war die Atmosphäre sehr traurig, ein kopfloser Buddha erinnerte mich an das Blut, das damals geflossen sein muss und an das Leid, das in dieser Stadt statt gefunden haben muss. Wieder erfasste mich eine Art Ehrfurcht, nur diesmal war auch viel Traurigkeit dabei, denn jetzt war die Stadt im Geiste lebendig, doch nicht aufstrebend wie zuvor, sondern vielmehr sterbend.
Aber ich finde es schön, beide Gefühle mit nach Hause zu nehmen und mit beiden Gefühlen auch einmal wieder zu kommen.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof erfuhren wir, dass man auch mit Elefanten durch die Anlagen reiten kann(ich bin jetzt im Konflikt mit Mitleid mit den armen Tieren und „Abenteuer“lust) und zum ersten mal sah ich Elefanten außerhalb des Zoos…Dieses Gefühl, ist aber-wieder mal-eine andere Geschichte.

Am Ende haben wir für den gleichen Preis 4 Stunden Rundfahrt bekommen und hatten sogar Glück, dass Zug zurück in 10 Minuten kommen sollte. Aber da die Deutsche Pünktlichkeit ja vorbildlich ist, nimmt die thailändische Zuggesellschaft sich ein Beispiel an der Deutschen Bahn und kommt auch manchmal etwas später. Eigentlich alles wie zu Hause, 30 Minuten Verspätung, nur schimpft hier keiner und keiner sagt Bescheid, dass der Zug zu spät kommt(macht ja sowieso keinen Unterschied).
Der Rückzug war voller, aber auch noch angenehm, wir teilten uns zu sechst eine Viererbank, zusammen mit einem alten chinesischen Ehepaar und einer Thailänderin mit ihrem Kind und voller neuer Eindrücke(ich mit der romantisch verklärten Sicht einer „alten Zivilisation“) fuhren wir genauso entspannt zurück wie hin, unterbrochen von einer kurzen Essenspause(und den ständigen Angeboten der Händler) und für mich mit einer persönlichen Zukunftsvorhersage deren Inhalt aber geheim bleibtJ

Zu erwähnen bleibt nur noch, dass wir nach ungefähr 2 Stunden plötzlich mitten im Nirgendwo stehen blieben. Links ein anderer Zug, rechts eine Mauer mit Stacheldraht und Straße.
Große Verwunderung überall, nach 30 Minuten erste ungeduldige Diskussionen und Überlegungen, ob man nicht doch irgendwie aussteigen kann und nach 45 Minuten ohne Veränderung die plötzliche Weiterfahrt.
Weitere 2 Minuten später wiederum hielt der Zug erneut – wir waren da. Zurück in Hua Lamphong Mainstation, Khrung Thep.


Der Blick aus dem Zug, kurz vor der Abfahrt; so sieht der Hbf in Bangkok aus(zumindest Gleis 8)



Impressionen aus Ayuthaya...




Irgendwo bei den Buddhas ist ein Micha versteckt...


Mit langen Haaren hätte das verführerischer ausgesehen;)

Montag, 19. Oktober 2009

Transkulturalität und Kopfschmerzen




Neuigkeiten – oder so
Ähem…was richtig Neues gibt es nun auch nicht, heute ist fast eine Woche rum, in der Zeit habe ich gelernt, dass mein Computer wohl immer noch nicht repariert ist, dass rote Drachenfrucht auch andere Sachen rot macht und dass Handykaufen in Thailand eine lustige Sache ist…
Fangen wir vorne an, also am Mittwoch hatte ich ja das letzte Mal geschrieben, abends habe ich dann die ehrenvolle Aufgabe übernommen, 5 Stipendiatinnen aus Myanmar am Flughafen abzuholen. Sie sind Deutschlehrerinnen an verschiedenen Universitäten des Landes und sind in Bangkok, um einen 4 wöchigen Sprachkurs zu absolvieren und natürlich mit Micha etwas von der Stadt zu sehen. Sie sind alle total nett und Berührungsängste waren vollkommen grundlos. Alle sprechen so gut Deutsch, dass ich mal wieder beschämt an meine Französisch und sonstigen Sprachkenntnisse denke, aber es erleichtert die Sache doch eindeutig.
Nach ein paar Orientierungsschwierigkeiten am Suvarnabhumi Flughafen(die aber jeder hat, denn den Ausgang sieht man einfach nicht!), haben wir dann auch direkt ein Taxi ergattert und 3 der armen Frauen mussten alleine vorfahren, um in ihr Guest House zu gelangen, bewaffnet mit genug Bargeld für Fahrt und Highway Toll, einer Karte, auf der die Adresse stand und einem grenzenlosen Vertrauen in meine Thai Kenntnisse
Aber es hat gut funktioniert, sogar besser, als das Taxi, in dem ich saß. Denn an der zweiten Tollbridge anzuhalten erwies sich als schlechte Idee, denn damit brachten wir das Taxi aus dem Rhythmus und uns zum Stillstand. Hupende Autos hinter uns, eine Autobahn vor uns und einen Taxifahrer der in aller Seelenruhe das Auto über die 3 Spuren an den linken Straßenrand schob, machten uns aber immerhin besser vertraut, denn nichts bricht das Eis so entspannt, wie eine kleine Nahtoderfahrung.
Irgendwann sprang das Auto aber auf magische Weise wieder an, wieso wissen wir nicht, aber ich vermute, dass es ein echtes thailändisches Auto war und schon länger als 2 Stunden keinen Imbiss mehr hatte.
Um 22.30 Uhr kamen wir dann endlich auch im Guest House an und ich konnte den Damen beim Einchecken helfen. (es stellte sich heraus, dass es gut war, dass ich vor dem Flughafen noch einmal dort vorbei geschaut hatte, denn so haben wir uns dieses Mal die 45 Minuten Diskussion gespart, ob das Goethe Institut jetzt schon bezahlt hätte oder ob ich das jetzt tun solle…) So zeigte ich noch kurz den 7/Eleven Survival Store und schlenderte dann auch langsam heimwärts.

Da ich in der gleichen Straße wie meine „Schützlinge“ wohne, holte ich sie am nächsten Morgen zu Fuss ab und wie eine kleine Schulklasse gingen wir zusammen zum Institut um die Leiterin der Sprachabteilung zu treffen und um 3 Stunden Einstufungstests zu absolvieren. Gut, dass ich diesmal die Lehrerperspektive hatte, schlecht, dass ich unter der Klimaanlage saß, die den Raum auf eisige 20° C kühlte und sich auch nicht verstellen ließ.
Dafür wartete als Belohnung dann das Kantinenessen auf uns.
„Kantine“ heisst hier nicht einen Raum mit dem Charme einer Bahnhofshalle mit Linoleumfussboden und Essen aus Plastik, sondern vielmehr eine Terrasse im Freien, auf der man für 70 Cent eine große Portion Reis mit 2 Beilagen bekommt. Kühle spenden Ventilatoren an den weissen Säulen, Hitze dafür das Chili.
Schmeckt okay für Thaiverhältnisse, satt macht es auf jeden Fall und besser als jede andere Kantine, die ich bis jetzt kulinarisch besuchen durfte. Ein Traum in Weiss sozusagen.
Die restliche Woche war dann dem Einleben gewidmet, inklusive kurzer Einführung in die Supermärkte(bzw. wo man welche findet), Bibliotheksausweise, Besprechung der nächsten Wochen(also was wir wollen, was sie wollen, wie wir uns fühlen, alles sehr pädagogisch ;) ) und der Entscheidung, am Sonntag ins Siam Discovery Museum zu gehen. Als erstes Fazit ist es auf jeden Fall faszinierend, mit Menschen aus einem Land zu sprechen, über das man so wenig weiss! Es macht auch Spass, die Stadt nochmal mit anderen Menschen zu entdecken, denn irgendwie macht das ja doch mehr Spass;) Und als Kultur- und Religionswissenschaftler ist so ein trikultureller Kontakt ja geradezu ideal;)


Ob es öffentliche Bilder hiervon gibt, weiss ich noch nicht, werde mal darüber nachdenken. Auf jeden Fall hat meine Reiseliste ein Land dazu gewonnen:)

Für mich war dann der Samstag frei zur Verfügung um endlich das Unternehmen Mobiltelefon in Angriff zu nehmen, hatte bis jetzt eins geliehen und das schlechte Gewissen ließ sich nur durch die Wochenenden mit Arbeit vor mir selber rechtfertigen. Das Gewissen nagt, ob man will oder nicht…
Abends kamen dann aber noch Mira und Daniel vorbei, die in der Deutschsprachigen Schweizer Schule Bangkok gelandet sind. Ein wenig beneide ich sie um ihre Ferien, denn ab jetzt ist der Oktober für die beiden frei, deswegen fahren sie nach Kambodscha. Aber wie es bei Nachtzügen so üblich ist, fuhr auch ihrer erst irgendwann spät und bei einer (zweiseitigen) bierseligen Runde mit dem guten Elefantenbier(heisst hier aber Chang und sieht edler aus) bekamen die beiden dann bei mir Asyl.
Ich leerte noch eine Flasche zu Ende, aber die Erkenntnis, dass das keine gute Idee gewesen war, kam erst am nächsten Tag…
Trinken ist bei dem Wetter keine schöne Sache…
Merke: wirklich zu jedem Bier zwei Wasser trinken! Wieder was gelernt(wahrscheinlich aber nicht;) )
Als ich mich dann irgendwann mittags aufraffen konnte, meine Mission in Angriff zu nehmen, regnete es natürlich schon und ich kam vollkommen nass an der U-Bahn an und trocknete auch nicht in der 22° warmen Skytrain…Dann war ich endlich im MBK.

Ein Shoppingparadies, dass man gesehen haben muss! Es gibt alles, von McDonald’s im Tiefgeschoss über Maßschneider im EG bis hin zu Supermärkten, Schmuckgeschäften, Spielzeug und Süssigkeitenläden, I-Stores, Nintendo-Stores, Münz-Playstations und natürlich auch findige kleine Läden, die sehr günstige Handys verkaufen.
Das ist zum Glück doch einfacher als in Deutschland, denn hier gibt es fast nur Prepaidhandys, für wenig Geld und mit vielen Extras. Ich landete dann bei einem Mp3 Handy(ja, ja ich bin halt doch Konsumkind – dafür kann ich noch keine Musik drauf spielen) für ca. 25 Euro, inklusive Kopfhörer und Simkarte. Ach ja – ein Iphone kostet so ca. 600 Euro, es lohnt sich also kaum…
Erschöpft, verkatert und überwältigt, aber erfolgreich fuhr ich dann zurück, liess mich vom Regen durchnässen, der jetzt aber nicht mehr von oben herunterfiel, sondern als Wand in der Luft hing und fiel dann auch schon erschöpft ins Bett.
Das Museum ist ein anderer Tag und ein anderer Eintrag, aber bis dahin gibt es ein Bild meiner Strasse(also das, was ich sehe, wenn ich auf halber Strecke zum Institut bin) und einem ersten Ausblick darauf, was eine Stunde Regen aus einem Parkplatz macht…Morgen freue ich mich auf einen ganz besonderen Tag und auf "Self Unfinished" von Xavier Le Roy für umsonst:)

Wow, zwei Bilder schon, wenn ich das ein paar Mal mache, werden es Millionen…muahaha!


Bis zum nächsten mal,


Micha


Donnerstag, 15. Oktober 2009

Erstes Lebenszeichen



Soo, nachdem ich es lange herausgezögert habe, kommt hier nun doch mein erster Post und mein Jahr in Bangkok wird etwas dokumentiert...leider ohne Bilder bis jetzt, denn ein paar Tage, nachdem ich hier angekommen bin, ist mein Rechner kaputt gegangen und im Internetcafé habe ich bis jetzt nur geskyped...
Ich bin ja jetzt schon über einen Monat hier und nach den ersten paar Wochen der wunderbaren Mischung aus Jetlag, Reizüberflutung, einer Million neuen Gesichtern und Namen plus einer Prise "alle sprechen so schnell und so komisch" habe ich hier langsam so etwas wie einen Alltag.
Im Goethe Institut, wo ich arbeite sind alle total nett und aufgeschlossen und man hat keine Probleme, sich hier schnell wohl zu fühlen, sogar der Chef nimmt sich einmal die Woche Zeit für eine ausführliche Runde mit seinen Praktikanten- das heisst, er würde, denn von jetzt bis Januar bin ich der Einzige Praktikant hier und bis jetzt hat dieser Termin erst einmal geklappt, die anderen Male gab es entweder Arbeit, Betriebsausflüge oder auswärtige Termine;) Aber das Eine Mal war wirklich nett und spannend- mit Tee und Keksen:)
Tee und Kekse sind sowieso ein gutes Stichwort, denn während die Erstis in meinem Ex-Studiengang alles über Marburg und das Unileben lernen(als Student auch schon mal nicht wählerisch sein), habe ich hier ganz schnell gemerkt, dass Thailand vor allem eine wahre Hochkultur des Essens ist! Ständig gibt es überall etwas unglaublich Leckeres zu essen, meist mit unaussprechlichen Namen und unglaublich vielen Buchstaben, aber dafür auch unglaublich lecker!! Wenn man sich einmal an die Schärfe gewöhnt hat und sich traut, auch mal andere Sachen auszuprobieren, ist Thailand ein wahres Schlaraffenland! Bis jetzt habe ich erst einmal etwas wirklich Ekliges gegessen, aber dieses Gericht aber auch erst einmal gesehen! Das thailändische Essen ist einfach immer unglaublich vielfältig und bunt, raffiniert in den verschiedenen Geschmacksarten von scharf und süß, mit viel Obst und Gemüse und immer angenehm sättigend, eigentlich nie stopfend. Und auch, wenn es in 99% der Fälle Reis gibt(auch zum Frühstück), habe ich es noch nicht über. Essen ist auch ein gemeinschaftliches Ereignis, ich werde bestimmt noch einmal mehr dazu schreiben:) Aber welche Rolle es spielt sieht man auch gut am Beispiel unseres Betriebsausflugs:

Am 2. Oktober brachen die Mitarbeiter des Goethe Instituts(inklusive Honorarlehrer) in die Weinberge des Khao Yai Nationalparks (
http://www.khaoyaiwinery.com/en/) auf:
wir trafen uns zur inhumanen Zeit von 06.30 Uhr morgens auf dem Parkplatz des chinesischen Chandrphen Restaurant. Wir trafen uns so früh, da um 17.00Uhr wollten wir wieder zurück sein mussten, den Grund dafür gibt es weiter unten(so bindet man seine Leser und zwingt sie, den ganzen Text zu lesen;) ).
Wir trafen uns also und erstmal machten gebackene Teigtaschen die Runde, so ähnlich wie Berliner, aber ohne Zuckerguss und Füllung...also doch eher wie Churros;)
Im Bus gab es dann Wasser, Cola, Kaffee und Brezeln, denn mit nur 2 Frühstücken hält man ja keine 2,5 Stunden Busfahrt durch.
Angekommen gab es dann eine wenig Konfusion, weil der Führer nicht da war, wo wir waren(es stellt sich heraus, dass wir uns um halb 11 treffen wollten, aber der Führer die thailändische Zeitrechnung nahm, also dachte, nicht vor 11 kommen zu müssen;) ), in der sich direkt zeigte, wer aus Deutschland und wer aus Thailand kam; die Thailänder verbrachten die Zeit mit Fotografieren und dem Einkaufen von ein paar Snacks, die Deutschen mit immer ungeduldigerem Warten, also ist an der deutschen Pünktlichkeit wohl doch etwas dran:)
Um viertel nach 11 kam dann auch unsere freundliche Führerin und ein paar von uns durften mit einem großen Golfcart fahren, der Rest musste zurück in den Reisebus.
Auf der Fahrt durch die Weinberge erklärte die freundliche junge Frau uns immer wieder, wie schade es sei, dass wir zu dieser Zeit kamen, denn jetzt sei dies alles ja überhaupt nicht schön anzuschauen, alles sehr hässlich und die Pflanzen seien vom Regen so sehr mitgenommen, wirklich schade, an anderen tagen sei es schön aber jetzt - nein wirklich nicht...;)
Nach ca. 45 Minuten Fahrt durch Weinberge und kurzer Führung durch Abfüllung und Lagerung ging mit Geschichte des Weinguts es dann zur Menschenabfüllung;) Insgesamt 4 Weine(2 rote und 2 weiße) wollten gekostet werden, dazu wurde Cracker gereicht und ich hatte die Gelegenheit, zum ersten Mal in Thailand Käse zu kosten(lecker!). Es gibt zwar Käse, aber meistens ist es dieser"leckere" Cheddar Cheese, der bei unseren britischen und amerikanischen Freunden so beliebt ist...
Ich habe keinen Wein getrunken (um 12.00Uhr mittags, bei 34° und 85%Luftfeuchtigkeit war das nicht so mein Ding), aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mit meinem Traubensaft auch besser dran war. Dafür, dass der Wein eher gehobene Preise hat(ab 380Baht/Flasche - zum Vergleich: ein Mittagessen im richtigen Restaurant kostet dagegen mit Getränk ca. 150), waren die meisten Reaktionen eher verhalten, was aber auch am schwierigen Klima liegen kann...;)

Dafür gab es dann um 13.00Uhr endlich Mittagessen. Wie es sich gehört mit 3 luxuriösen Gängen, liebevoll angerichtet auf weißem Porzellan und immer liebevoll umsorgt von den Kellnern und Kellnerinnen die einem nach jedem Schluck neues Wasser einschenkten. Es gab 3 Menüs zur Auswahl, für mich wurde es Brot(fast schon richtige Brötchen!) und eine Suppe mit Wasserspinat. Danach dann Kartoffeln, verschiedenes Gemüse an einer Ananassauce(das "an" zeigt die Preisklasse des Restaurants an;)) und zum Nachtisch Wassermelonen, frische Mango und Drachenfrucht. Dieses eher westliche Menü gab es, weil intern im Institut die meisten das westliche Menü bevorzugt hatten, schade, eigentlich ist thailändisch viel toller;)
Satt und zufrieden tranken die Einen dann noch einen Kaffee, die Raucher rauchten und ein paar Thailänder und gut eingelebte Deutsche gönnten sich noch ein Eis:)
Im Anschluss gab es 45Minuten Freizeit, in denen man Fotos machen und sich im Giftshop austoben konnte. Auch ich bin wieder ein Opfer des Shopping geworden und hab mir ein knallrotes Touristen T-Shirt gekauft, aber aus verlässlicher Quelle hab ich mir sagen lassen, dass es mir gut steht;) Dafür hab ich mit dem T-Shirt auch meinen zweiten Kleiderhaken erstanden, dank tüchtiger Übersetzungshilfe meiner sympathischen Kollegin Narisa.
Auf dem Rückweg nutzten viele die Zeit für ein Verdauungsschläfchen, das vereinfacht wurde durch die Ausgabe von Sandwiches und einer zweiten Runde Brezeln:)
Kurz vor dem Ziel erfuhren wir dann, dass das Restaurant, auf dessen Parkplatz wir uns morgens getroffen hatten, uns jetzt den Platz nicht mehr geben wollte(wegen Kunden), so dass wir mitten auf einer Hauptstrasse einfach auf der rechten Spur hielten und alle 34 Mann ganz schnell hinaus mussten:) Dann gab es noch ein paar kurze Verabschiedungsszenen, denn ein paar mussten in einer Stunde schon wieder beim Beethoven Wettbewerb am Goethe Institut bei den Abschlusskonzerten im Publikum sitzen. Um 18.00Uhr ging es los, wir hatten 17.00Uhr, da blieben nicht für alle Verabschiedungen ausreichend Zeit.

Auf jeden Fall war dies ein schöner Tag und ein gutes Beispiel für das thailändische Verhältnis zu Mahlzeiten:)
Ab jetzt versuche ich auch, den Blog regelmäßig zu beschreiben(wahrscheinlich ein paar mal nach Themen und ein sonst als Tagebuch) und bald schaffe ich es bestimmt auch, Bilder hochzuladen:)
Am Sonntag sollte mein Computer endlich fertig sein*Daumendrück* ansonsten lass ich mir was einfallen, außerhalb der Abhängigkeit von Internetcafés.
Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben und Respekt für Euer Durchhaltevermögen:)

Bis dahin erstmal alles Liebe!

Euer (gar nicht mehr so kurzhaariger) Micha

Neuerung: Jetzt gibt es auch ein Gruppenfoto, mit allen, die dabei waren:)

 
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