Montag, 26. Oktober 2009

Pattaya ist furchtbar – Ayuthaya wunderbar!

Wieder eine Woche rum…die Zeit vergeht so schnell, dass mir noch nicht einmal die Zeit bleibt, etwas Tiefgründiges, Philosophisches zum Thema zu schreiben…

Was ist passiert? Nun ja, wir waren auf dem Suan Lum Night Bazaar, direkt neben dem Lumpini-Park). Ein toller Nachtbazaar auf dem man ganz viele tolle Sachen kaufen kann(neben den teuren Kleidungsstücken namhafter Designer auch die etwas günstigere Variante der gleichen Hersteller): es gibt Räucherstäbchen, Turnschuhe, Shurikens, Elektroschocker, Blumenkränze, Schmuck in Massen, Seidentücher, Massagesalons, Schnitzereien, Anstecker, Jacken, CDs(auch in billig und teuer), Filme(s.o.), Lampen, Hüte, Fächer, Gebetsketten, T-Shirts, deren Aufdruck im Rhythmus der Musik blinkt und noch Einiges mehr.
Man kann sich den Suan Lum vorstellen, wie ein großes Rechteck, das in 3-4 überdachte Vierecke eingeteilt ist. Darin sind in engen Gängen dann jeweils die Läden und im Zentrum ist immer ein Stand mit Getränken und Zigaretten:)
In der Mitte des ganzen Marktes, also quasi dem Epizentrum befindet sich das Wichtigste: der Food Court! Dort kann man(gegen Coupons) viele verschiedene Mahlzeiten und Getränke kaufen(auch „Bierbongs“ in 10L Versionen) und der wechselhaften Qualität der Musik auf der gigantischen Bühne unter freiem Himmel lauschen. Von mutiger Karaoke bis zu Popsternchen scheint dabei alles da zu sein, nur wird die romantische Atmosphäre durch das hektische Gewusel ein wenig gestört…Insgesamt ein wunderbarer Ort zum Einkaufen, jeden Tag ab 18.00Uhr kann man hier erste Erfahrungen mit dem thailändischen Handelssystem machen, einfach nur schauen und sich von den Ständen überraschen und begeistern lassen.
Mein Favorit sind die Läden, in denen man sich die Füße von Fischen „abknabbern“ lassen kann(ich finde die Vorstellung eklig, deswegen traue ich mich noch nicht). Für mich gab es dort Räucherstäbchen und für die Damen aus dem Nachbarland gab es schicke Hosen mit Elefant, thailändische Seidenblusen und ein Souvenirs für die Daheimgebliebenen.
Unsere Gruppe wurde vollständig durch Annelies, eine Deutschlehrerin, die zufällig hier in Bangkok war und kurzfristig mitkam.

Zweimal Suan Lum - einmal ein winziger Ausschnitt des Food Courts...
...und einmal ein typischer Stand, verstohlen von der Seite fotografiert.

Danach waren im (empfohlenen) Joe Louis Theater essen, ein ehemaliges Puppentheater im Herzen Suan Lums. Es war sehr lecker, aber ich habe doch ein schlechtes Gewissen gehabt und muss es doch öffentlich sagen: wir haben mit 8 Leuten ca. 2500TBHT bezahlt(ca. 50€) und auch, wenn das nicht viel erscheint; wir haben am Wochenende zuvor für 8 Leute an einer Suppenküche 200TBHT bezahlt(ca. 4€), bestimmt fehlt mir da das Verhältnis, doch mir erscheint es immer noch als (fast unanständig) teuer. Hier will auch kurz sagen, dass, obwohl Thailand auf den ersten Blick sehr billig erscheint, es auch überhaupt kein Problem darstellt, hier sehr viel Geld auszugeben; auch wenn ich es bis jetzt nicht erwähnt habe, die Schere zwischen arm und reich geht extrem weit auseinander!

Nachdem das nun gesagt ist, komm ich zum spannenden Teil, dem Wochenende und zum Titelthema. Zuvor sei gesagt, dass dieses Wochenende ein langes war, denn der 23. Oktober ist der Todestag Rama V.
Wir nutzten also die Gelegenheit, nach Pattaya zu fahren(denn anscheinend muss man unbedingt schon einmal dort gewesen sein). Gut, als Ethnologe weiß ich natürlich, dass ich nicht sagen kann, dass Pattaya furchtbar ist, aber, allen Relativismus außer acht lassend, sage ich, aus meiner subjektiven Perspektive als in Thailand verweilender Deutscher im 21. Jahrhundert, geschult durch Seminare und Blickwinkel, Bücher und Diskussionen: Pattaya ist schrecklich!
Irgendwie hat die Stadt auf mich sehr den Eindruck gemacht, aus Thailand heraus zu sein. Überall war bunte Reklame(auf eine ganz andere Weise ähnlich wie in Bangkok) und es hat ein bisschen gedauert, bis ich in Worte fassen konnte, was an der Stadt diese merkwürdige Atmosphäre hinauf beschwört. Es war nicht der 10 breite Strand direkt an der Straße, es war auch nicht die berühmte „Walking Street“. Auch nicht die Barmädchen, die in (jetzt noch) leeren GoGo Bars herum hingen.
Es war die Tatsache, dass fast kein Schild auf Thai war! Überall hieß es: „Deutsches Essen“, „Jet ski for Hire“; „Hottest Girl“, „Gute Mädchen kommen von überall, schlechten leben in Pattaya“ und einiges in Russisch…Auch auf der Straße hatte ich das Gefühl, dass vor allem die berühmt-berüchtigten Pärchen herum liefen. Es ist natürlich auch ein ganz normaler Teil des Landes, aber ein komisches Gefühl bleibt doch zurück.
Auch die Häuser machen eher den Eindruck, ohne Rücksicht auf Verluste möglichst schnell möglichst hoch gezogen worden zu sein, um den Touristensturm bewältigen zu können. Mein Fazit, eine Reise wert, wegen der ganz eigenen Atmosphäre.
Wenigstens war der Abend schön, mit Sonnenuntergang bei der Statue eines Generals mit langem Namen, den ich mir leider nicht merken konnte…


Ja! Micha ist wirklich da! Das Beweisfoto!:)

Pataya Strand
Und die Stadt von Oben, in der einsetzenden Dämmerung


So sieht das Ganze dann auf der Strasse aus...


Ein bisschen Pech hatten wir auch mit dem Wetter, denn als wir losfuhren, war der erste Tag, an dem ich in Thailand gefroren habe! Nachmitags kam zwar etwas Sonne, aber tortzdem bleibt es ein historisches Ereignis;) Insgesamt war ich trotzdem froh, wieder zurück zu fahren.

Vom Süden ging es dann zurück nach Norden, zurück nach Bangkok, bevor wir am nächsten Tag noch weiter in den Norden Thailands vorstießen, denn:

Am Samstag war Ayuthaya dran, die alte Hauptstadt Siams. Von 1351 bis 1767 war dieser Stadtstaat eines der beeindruckendsten und größten Zentren seiner Zeit. Heimat von Königen und Tempeln, Kriegern und Priestern. Händlern, Bauern und Diplomaten fanden hier eine Bleibe und fast alle waren ehrfürchtig beeindruckt. Hier prägte auch ein portugiesischer Jesuit zum ersten Mal den Namen „Venedig des Ostens“, denn Ayuthaya war durchzogen von Kanälen und befindet sich am Treffpunkt dreier Flüsse: nämlich dem Chao Praya, dem Pasak und Lopburi.
Wie kommt man also von der neuen in die alte Hauptstadt? Es gibt viele Möglichkeiten: Auto, Van, Boot...
Wir taten dies mit dem Zug. Von der Hua Lamphong Central Station fahren mindestens jede Stunde Züge nach Norden und Ayuthaya liegt immer auf der Strecke. Für 20TBHT kann man in der dritten Klasse die 2 Stunden lange Fahrt antreten. Am Hauptbahnhof fiel mir gleich auf, dass er für eine Stadt wie Bangkok sehr klein wirkte. Es gab vielleicht 10 Gleise und insgesamt war der Bahnhof ungefähr so groß wie in Siegen(für alle denen dies etwas sagt).
Alles verläuft angenehm ruhig und entspannt, sogar für Ausländer war alles gut zu finden und Schaffner und Mitreisende waren durchweg freundlich und halfen uns, den richtigen Zug zu finden. Eine fahrt nach Ayuthaya mit dem Zug kostet übrigens genau so viel, wie 3 Stationen mit U-Bahn zu fahren - 20TBHT. Verhältnis?

Wir stiegen also erwartungsvoll um 08.20 in den Zug und waren froh und erstaunt, dass wir den Wagen bis auf ein paar Mönche für uns hatten.
Eine halbe Stunde später erfuhren wir warum; als nämlich ein freundlicher Bahnmitarbeiter schweigend eine Kette aufhängte mit der Aufschrift „reserviert für Mönche“ und wir genauso rot wurden wie die Gewänder der Mitreisenden. Aber ein gepflegtes thailändisches Lächeln hilft über jede Peinlichkeit hinweg und wirklich böse war keiner, als wir dann in den nächsten Wagen stiegen und dieser dann auch direkt viel „lebendiger“ war.
Bequem war es dennoch, in anderen Ländern bin ich auch schon längere Strecken in höheren Klassen unbequemer gefahren.
Um 09.25 setzte sich der Zug dann in Bewegung und die Reise ging los, Es wurde geplaudert, gegessen, Händler liefen durch den mittleiweile mit Stehplätzen ausgestatteten Zug und verkauften Essen, es wurde getrunken, geredet und noch etwas gegessen.
Die Fahrt war wunderschön, der Zug fuhr gemächlich genug, um die Reisfelder und vorbeiziehenden Landschaften in sich aufzunehmen, aber nicht so langsam, dass ein Mitteleuropäer sich ärgert. Die fehlende Klimaanlage wurde durch die Mischung aus Fahrtwind und den an der Decke kreisenden Ventilatoren mehr als ausgeglichen und ich konnte vollends das zeitlose Gefühl des Reisens genießen. Kein Gedanke ging an das Ziel, keiner an den Start, kein Gedanke an Zeit, alles spielte sich im Hier und Jetzt ab und jeder einzelne Eindruck fügte sich in das Mosaik des Unterwegs Seins ein. Kein Stein zu viel, keiner zu wenig. Zwischendurch lenkte ein kurzes Gespräch ohne Worte ein wenig ab und immer wieder rauschte ein Neues Detail heran und wieder vorbei.

In Ayuthaya angekommen standen wir vor der Wahl, ein TukTuk oder Fahrrad zur Besichtigung zu mieten und schweren herzen, nahmen wir dann den Motor;)
Zu siebt quetschten wir uns hinten auf die Ladefläche, nachdem wir uns darauf geeinigt hatten pro Person 100TBHT für 3 Stunden Rundfahrt mit „unserem“ Fahrer. Zuerst fuhr er uns zum Wat Yaichaimonghkhol, zu den Ruinen einer alten Tempelanlage und Heim eines riesigen liegenden Buddha. Die Pagoden dort stehen teilweise so schief, dass die Frage, wann sie endlich umfallen sofort im Raum steht, aber wenn es soweit ist, ist das nur der Lauf der Dinge, wie uns unser „Reiseleiter“ erzählt.
An diesem Ort bekomme ich einen ersten Eindruck davon, wie beeindruckend die Stadt vor 300 Jahren gewesen sein muss, als das Leben hier noch pulsierte und Ayuthaya eines der Zentren der Welt war. Hier wurde Siam regiert, Handel betrieben und gingen die verschiedensten Sprachen nebeneinander her und miteinander um.
Und auch, wenn die Touristen(überwiegend Thais) sorglos wie immer mit den religiösen Zeugnissen umgehen, hat der Ort doch eine Aura des Alten und Vergangenen, eine Ahnung von dem, was noch kommen sollte.

Weiter ging es durch waghalsige Kreisverkehre und unterhalb der Stoßstange der hinter uns fahrenden Geländewagen in unserem gut bestückten Gefährt, aber sicher kamen wir an jedem Ort an.
Ich möchte jetzt nicht alles einzeln aufzählen, aber Ayuthaya strahlt etwas Beeindruckendes, Ehrwürdiges aus, das ich in der Form bisher nur bei den Pyramiden von Gizeh kannte. Aber dadurch, dass die liegenden Buddhas und viele Tempelreste noch in Betrieb sind und Mönche herum laufen, Thais beten und opfer darbieten, strahlt die Stadt etwas unheimlich Lebendig-Totes aus. Sie wirkt längst untergegangen und doch wird an verschiedenen Ecken durch Gebete und Rauchfahnen eine untergegangene Zeit neu erweckt. Eine kitschige Mischung aus mystischer Vergangenheit und Moderne, bei der doch alles stimmt. Die Burmesinnen, die mit dabei waren, haben sich oft nicht getraut, Burmesisch zu sprechen, war es doch die burmesische Armee, die die Stadt damals erobert und zerstört hat, ein Trauma, das in Thailand noch lange nicht vergessen ist und Thema vieler Streitigkeiten, vergleichbar durchaus mit dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Beziehung zu manchen Ländern. Dabei ist Krieg natürlich immer furchtbar und an den Khmer Einflüssen, den thailändischen Buddhas und den burmesischen Pagoden sieht man deutlich, dass es sowieso nicht „DIE Thais, DIE Burmesen und DIE Kambodschaner“ gegeben hat, die Wurzel zerfließen und vermengen sich.
Am Yai Chaimongkhon war die Atmosphäre sehr traurig, ein kopfloser Buddha erinnerte mich an das Blut, das damals geflossen sein muss und an das Leid, das in dieser Stadt statt gefunden haben muss. Wieder erfasste mich eine Art Ehrfurcht, nur diesmal war auch viel Traurigkeit dabei, denn jetzt war die Stadt im Geiste lebendig, doch nicht aufstrebend wie zuvor, sondern vielmehr sterbend.
Aber ich finde es schön, beide Gefühle mit nach Hause zu nehmen und mit beiden Gefühlen auch einmal wieder zu kommen.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof erfuhren wir, dass man auch mit Elefanten durch die Anlagen reiten kann(ich bin jetzt im Konflikt mit Mitleid mit den armen Tieren und „Abenteuer“lust) und zum ersten mal sah ich Elefanten außerhalb des Zoos…Dieses Gefühl, ist aber-wieder mal-eine andere Geschichte.

Am Ende haben wir für den gleichen Preis 4 Stunden Rundfahrt bekommen und hatten sogar Glück, dass Zug zurück in 10 Minuten kommen sollte. Aber da die Deutsche Pünktlichkeit ja vorbildlich ist, nimmt die thailändische Zuggesellschaft sich ein Beispiel an der Deutschen Bahn und kommt auch manchmal etwas später. Eigentlich alles wie zu Hause, 30 Minuten Verspätung, nur schimpft hier keiner und keiner sagt Bescheid, dass der Zug zu spät kommt(macht ja sowieso keinen Unterschied).
Der Rückzug war voller, aber auch noch angenehm, wir teilten uns zu sechst eine Viererbank, zusammen mit einem alten chinesischen Ehepaar und einer Thailänderin mit ihrem Kind und voller neuer Eindrücke(ich mit der romantisch verklärten Sicht einer „alten Zivilisation“) fuhren wir genauso entspannt zurück wie hin, unterbrochen von einer kurzen Essenspause(und den ständigen Angeboten der Händler) und für mich mit einer persönlichen Zukunftsvorhersage deren Inhalt aber geheim bleibtJ

Zu erwähnen bleibt nur noch, dass wir nach ungefähr 2 Stunden plötzlich mitten im Nirgendwo stehen blieben. Links ein anderer Zug, rechts eine Mauer mit Stacheldraht und Straße.
Große Verwunderung überall, nach 30 Minuten erste ungeduldige Diskussionen und Überlegungen, ob man nicht doch irgendwie aussteigen kann und nach 45 Minuten ohne Veränderung die plötzliche Weiterfahrt.
Weitere 2 Minuten später wiederum hielt der Zug erneut – wir waren da. Zurück in Hua Lamphong Mainstation, Khrung Thep.


Der Blick aus dem Zug, kurz vor der Abfahrt; so sieht der Hbf in Bangkok aus(zumindest Gleis 8)



Impressionen aus Ayuthaya...




Irgendwo bei den Buddhas ist ein Micha versteckt...


Mit langen Haaren hätte das verführerischer ausgesehen;)

4 Kommentare:

  1. wie immer schnöner Artikel! Alte Steine sind grundsätzlich und immer super! Und lass dir ma von den Fischis die Füschen abknabbern...soll nur etwas kitzeln. Ich würds sofort machen! ;)
    Frauen freuen sich wenn die Füße samtig weich sind :-D

    haunse

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  2. Hmm,
    dann werd ichs mal in Erwägung ziehen...Aber lieber lass ich mich demnächst mal endlich samtg weich massieren, bei einer Thaimassage Ganzheitlich:)
    Und ja: alte Steine sind tatsächlich toll, merkwürdigerweise vor allem außerhalb der Heimat;)

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  3. So süß mein Micha - vorallem auf dem letzten Foto:) Die Massage aber schön bei einem Mann, ne:) hihihi

    Freu mich schon auf mehr Fotos!

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One Year in Bangkok von Noah Kais steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.
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