Montag, 19. Oktober 2009

Transkulturalität und Kopfschmerzen




Neuigkeiten – oder so
Ähem…was richtig Neues gibt es nun auch nicht, heute ist fast eine Woche rum, in der Zeit habe ich gelernt, dass mein Computer wohl immer noch nicht repariert ist, dass rote Drachenfrucht auch andere Sachen rot macht und dass Handykaufen in Thailand eine lustige Sache ist…
Fangen wir vorne an, also am Mittwoch hatte ich ja das letzte Mal geschrieben, abends habe ich dann die ehrenvolle Aufgabe übernommen, 5 Stipendiatinnen aus Myanmar am Flughafen abzuholen. Sie sind Deutschlehrerinnen an verschiedenen Universitäten des Landes und sind in Bangkok, um einen 4 wöchigen Sprachkurs zu absolvieren und natürlich mit Micha etwas von der Stadt zu sehen. Sie sind alle total nett und Berührungsängste waren vollkommen grundlos. Alle sprechen so gut Deutsch, dass ich mal wieder beschämt an meine Französisch und sonstigen Sprachkenntnisse denke, aber es erleichtert die Sache doch eindeutig.
Nach ein paar Orientierungsschwierigkeiten am Suvarnabhumi Flughafen(die aber jeder hat, denn den Ausgang sieht man einfach nicht!), haben wir dann auch direkt ein Taxi ergattert und 3 der armen Frauen mussten alleine vorfahren, um in ihr Guest House zu gelangen, bewaffnet mit genug Bargeld für Fahrt und Highway Toll, einer Karte, auf der die Adresse stand und einem grenzenlosen Vertrauen in meine Thai Kenntnisse
Aber es hat gut funktioniert, sogar besser, als das Taxi, in dem ich saß. Denn an der zweiten Tollbridge anzuhalten erwies sich als schlechte Idee, denn damit brachten wir das Taxi aus dem Rhythmus und uns zum Stillstand. Hupende Autos hinter uns, eine Autobahn vor uns und einen Taxifahrer der in aller Seelenruhe das Auto über die 3 Spuren an den linken Straßenrand schob, machten uns aber immerhin besser vertraut, denn nichts bricht das Eis so entspannt, wie eine kleine Nahtoderfahrung.
Irgendwann sprang das Auto aber auf magische Weise wieder an, wieso wissen wir nicht, aber ich vermute, dass es ein echtes thailändisches Auto war und schon länger als 2 Stunden keinen Imbiss mehr hatte.
Um 22.30 Uhr kamen wir dann endlich auch im Guest House an und ich konnte den Damen beim Einchecken helfen. (es stellte sich heraus, dass es gut war, dass ich vor dem Flughafen noch einmal dort vorbei geschaut hatte, denn so haben wir uns dieses Mal die 45 Minuten Diskussion gespart, ob das Goethe Institut jetzt schon bezahlt hätte oder ob ich das jetzt tun solle…) So zeigte ich noch kurz den 7/Eleven Survival Store und schlenderte dann auch langsam heimwärts.

Da ich in der gleichen Straße wie meine „Schützlinge“ wohne, holte ich sie am nächsten Morgen zu Fuss ab und wie eine kleine Schulklasse gingen wir zusammen zum Institut um die Leiterin der Sprachabteilung zu treffen und um 3 Stunden Einstufungstests zu absolvieren. Gut, dass ich diesmal die Lehrerperspektive hatte, schlecht, dass ich unter der Klimaanlage saß, die den Raum auf eisige 20° C kühlte und sich auch nicht verstellen ließ.
Dafür wartete als Belohnung dann das Kantinenessen auf uns.
„Kantine“ heisst hier nicht einen Raum mit dem Charme einer Bahnhofshalle mit Linoleumfussboden und Essen aus Plastik, sondern vielmehr eine Terrasse im Freien, auf der man für 70 Cent eine große Portion Reis mit 2 Beilagen bekommt. Kühle spenden Ventilatoren an den weissen Säulen, Hitze dafür das Chili.
Schmeckt okay für Thaiverhältnisse, satt macht es auf jeden Fall und besser als jede andere Kantine, die ich bis jetzt kulinarisch besuchen durfte. Ein Traum in Weiss sozusagen.
Die restliche Woche war dann dem Einleben gewidmet, inklusive kurzer Einführung in die Supermärkte(bzw. wo man welche findet), Bibliotheksausweise, Besprechung der nächsten Wochen(also was wir wollen, was sie wollen, wie wir uns fühlen, alles sehr pädagogisch ;) ) und der Entscheidung, am Sonntag ins Siam Discovery Museum zu gehen. Als erstes Fazit ist es auf jeden Fall faszinierend, mit Menschen aus einem Land zu sprechen, über das man so wenig weiss! Es macht auch Spass, die Stadt nochmal mit anderen Menschen zu entdecken, denn irgendwie macht das ja doch mehr Spass;) Und als Kultur- und Religionswissenschaftler ist so ein trikultureller Kontakt ja geradezu ideal;)


Ob es öffentliche Bilder hiervon gibt, weiss ich noch nicht, werde mal darüber nachdenken. Auf jeden Fall hat meine Reiseliste ein Land dazu gewonnen:)

Für mich war dann der Samstag frei zur Verfügung um endlich das Unternehmen Mobiltelefon in Angriff zu nehmen, hatte bis jetzt eins geliehen und das schlechte Gewissen ließ sich nur durch die Wochenenden mit Arbeit vor mir selber rechtfertigen. Das Gewissen nagt, ob man will oder nicht…
Abends kamen dann aber noch Mira und Daniel vorbei, die in der Deutschsprachigen Schweizer Schule Bangkok gelandet sind. Ein wenig beneide ich sie um ihre Ferien, denn ab jetzt ist der Oktober für die beiden frei, deswegen fahren sie nach Kambodscha. Aber wie es bei Nachtzügen so üblich ist, fuhr auch ihrer erst irgendwann spät und bei einer (zweiseitigen) bierseligen Runde mit dem guten Elefantenbier(heisst hier aber Chang und sieht edler aus) bekamen die beiden dann bei mir Asyl.
Ich leerte noch eine Flasche zu Ende, aber die Erkenntnis, dass das keine gute Idee gewesen war, kam erst am nächsten Tag…
Trinken ist bei dem Wetter keine schöne Sache…
Merke: wirklich zu jedem Bier zwei Wasser trinken! Wieder was gelernt(wahrscheinlich aber nicht;) )
Als ich mich dann irgendwann mittags aufraffen konnte, meine Mission in Angriff zu nehmen, regnete es natürlich schon und ich kam vollkommen nass an der U-Bahn an und trocknete auch nicht in der 22° warmen Skytrain…Dann war ich endlich im MBK.

Ein Shoppingparadies, dass man gesehen haben muss! Es gibt alles, von McDonald’s im Tiefgeschoss über Maßschneider im EG bis hin zu Supermärkten, Schmuckgeschäften, Spielzeug und Süssigkeitenläden, I-Stores, Nintendo-Stores, Münz-Playstations und natürlich auch findige kleine Läden, die sehr günstige Handys verkaufen.
Das ist zum Glück doch einfacher als in Deutschland, denn hier gibt es fast nur Prepaidhandys, für wenig Geld und mit vielen Extras. Ich landete dann bei einem Mp3 Handy(ja, ja ich bin halt doch Konsumkind – dafür kann ich noch keine Musik drauf spielen) für ca. 25 Euro, inklusive Kopfhörer und Simkarte. Ach ja – ein Iphone kostet so ca. 600 Euro, es lohnt sich also kaum…
Erschöpft, verkatert und überwältigt, aber erfolgreich fuhr ich dann zurück, liess mich vom Regen durchnässen, der jetzt aber nicht mehr von oben herunterfiel, sondern als Wand in der Luft hing und fiel dann auch schon erschöpft ins Bett.
Das Museum ist ein anderer Tag und ein anderer Eintrag, aber bis dahin gibt es ein Bild meiner Strasse(also das, was ich sehe, wenn ich auf halber Strecke zum Institut bin) und einem ersten Ausblick darauf, was eine Stunde Regen aus einem Parkplatz macht…Morgen freue ich mich auf einen ganz besonderen Tag und auf "Self Unfinished" von Xavier Le Roy für umsonst:)

Wow, zwei Bilder schon, wenn ich das ein paar Mal mache, werden es Millionen…muahaha!


Bis zum nächsten mal,


Micha


3 Kommentare:

  1. das mit den Hyperlinks haste von mir :-P

    Aber sonst schöner Artikel...ich werd ihn mal morgen lesen :-D

    Liebe Grüße

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  2. Schön! Toll geschrieben - ich muss immer noch lachen:) Du solltest wirklich mal an eine Schriftsteller Karriere denken... Und der Tag heute war wirklich schön und sehr besonders()

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One Year in Bangkok von Noah Kais steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.
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