Montag, 11. Januar 2010

It's Been Awhile

Mea culpa! An dieser Stelle wünsche ich allen Leserinnen und Lesern erst mal ein frohes Neues Jahr und hoffe, dass alle erholt sind und so schön rein gefeiert haben wie ich.

Ich habe lange nichts von mir hören lassen, ich weiß, dennoch habe ich meinen Blog nur vernachlässigt, aber nicht ausgesetzt.

Zu meiner Verteidigung kann ich aber anbringen, dass ich wirklich sehr viel zu tun hatte –

Ende des Jahres war ich nämlich noch auf meinem ganz persönlichen eigenen Visarun vom 12.-15. Dezember in Singapur, dem Land der Ordnung und Sauberkeit. Das Gegenteil von Abenteuerurlaub. Heimat der Eskimos(glaube ich zumindest, da alle ihr Haus in einen Iglu verwandelten…)

Thailand mag nämlich das Land des Lächelns sein, aber nicht der offenen Grenzen; deswegen musste ich, im Anbetracht eines bald auslaufenden Visums dann einen Abstecher nach Singapur machen und dort die thailändische Botschaft in das Sightseeing Programm zu integrieren. Singapur, weil die Botschaft dort gut organisiert sein soll.

Gereist wurde diesmal zu dritt, Philipp und Liss, die an der Schweizer Schule sind, braucht auch ein neues Dokument um wieder Asyl zu erlangen und so erkundeten wir Singapur zu dritt, optimistisch und dank lückenhaftem Allgemeinwissens auch ohne Vorurteile.

Nun mag Singapur vor allem berühmt sein als das Land, in dem Kaugummi verboten ist, aber nur wenige wissen, dass auch Homosexualität dort immer noch strafbar ist und dies das einzige Land der Welt ist, in dem man nichts Duty Free einkaufen kann. Soviel zu den Vorzügen und Vorurteilen, kommen wir zu dein Eindrücken, des Platzes wegen in Stichpunkten und Bildern.

Also: Singapur hat 4 Amtssprachen und auch wenn es nicht glänzt, wie in einer Werbung für Bodenreiniger, so ist es doch um Einiges sauber als die Stadt der Engel(wahrscheinlich auch als die in Nordamerika) und was die Mülleimer angeht, ist es ein wenig, wie in einen Zerrspiegel zu schauen…während man in Bangkok stundenlang seinen Müll mitschleppt, fehlt in Singapur nur, dass einem jemand den Müll aus der Hand nimmt.

Interessant war aber, wie gut die 4 Sprachigkeit funktioniert – es sind wirklich alle Schilder in 4 Amtssprachen gehalten: Chinesisch, Hindi, Englisch und Indonesisch. Auch die Mischung scheint sehr konfliktfrei zu sein, auch wenn die Regierung das durch Wohnquoten(zur Verhinderung von Ghettobildung) regelt. In Chinatown hat das dann zur Folge gehabt, dass ich zum ersten Mal in Worte fassen konnte, was ich am Stadtstaat so merkwürdig fand. Es ist alles dort, was man von einer asiatischen Metropole erwartet: Europäer, Shopping Center, viel Essen, Marktstände und Tempel mitten zwischen den Hochhäusern, aber dadurch, dass es so aufgeräumt ist, macht alles den Eindruck, als würde man durch die Disneyversion laufen, alles ist ausgeschildert, organisiert, die Menschen achten auf die Ampeln und man hat ständig das Gefühl, bestimmt gerade irgendeine Regel zu brechen. Verstärkt wurde das surreale Gefühl mal wieder durch die Vorweihnachtszeit; natürlich auch bei 32 Grad, aber hier habe ich es dann einfach wie einem Freizeitpark akzeptiert, wo ja mutierte Mäuse und Enten auch jeden Tag feiern;) Mit diesem Gedanken im Hinterkopf waren dann die Christmas Carolers nicht mehr so schlimm, obwohl ich dann auf einmal den merkwürdigen Drang zu Zuckerwatte, Achterbahn zu fahren und Eis essen hatte.

An der Visastelle hat letztendlich auch alles gut funktioniert, aber wir haben eine Lektion in Höflichkeit und thailändisches Beamtenwesen erhalten. Weil meine Mitstreiter ein „falsches“ Einladungs-/Bürgungsschreiben mithatten und 10 Minuten versucht haben, der Frau zu erklären, dass wir keine Arbeitserlaubnis haben und ihre Kollegen in Thailand sich weigern, das zu machen, was sie uns nahe legte, gab es im Haus das (bestimmt) Verrückte macht, die lückenlose Argumentation „No more argument on this counter!“ und wir waren unserer Audienz entlassen. Glückicherweise haben wir dann doch am nächsten Tag alle unser richtiges Visum bekommen and all was well, wie eine ganz bestimmte Britin jetzt sagen würde.

Viel gesehen haben wir von der Stadt nicht, wir sind viel ziellos durch die Straßen gewandert, aber am spannendsten war immer noch Little India, in dem wir auch wohnten, in einer süßen Hostel die so gar nicht Singapurisch war in der Hinsicht, dass sie bezahlbar war.

Gelohnt hat sich der Trip aber allein schon wegen der Möglichkeit, das Gruppenverhalten von Tausenden von indischen Männern zu beobachten. Denn am Sonntag, dem 13.12.2009 muss wohl irgendetwas Wichtiges passiert sein, denn ganz Little India(und ich meine GANZ!) war vollkommen überfüllt und verstopft mit Indern, die alle nur auf der Straße rumstanden und ihre Schnurrbärte präsentierten. Es war so voll, dass man sich kaum bewegen konnte, aber alle standen nur herum und das Unheimliche an der Situation war, dass es nur Männer waren. Madness in any direction. Keinen einzigen Sari sah man, keine Kurta, die Frauen waren weg – vielleicht können sie sich ja verwandeln, als Ethnologe bleib ich dran;)

Am nächsten Tag war alles wieder normal und aus Sparta wieder Singapur geworden(von wegen Madness, hehe)

So als Abschluss ist Singapur interessant, aber länger als 3-4 Tage bleiben lohnt sich nicht, die Stadt hat im Quest des Perfektionismus und im Bestreben, krampfhaft den „tollen Westen“ nachzuahmen, leider seinen ganzen Charakter verloren. Interessant, aber als Reiseziel extra nicht spannend. Schön- das ganz sicher, aber, um die Worte eines sympathischen Fresinger Hip Hop Quintetts zu sagen: Auch „manches Lied hat den Schwachpunkt, das es zu glatt und perfekt klingt“.

Ach ja, falls irgendjemand weiß, mit wem Singapur mal im Krieg stand, ich würde es gerne wissen, auf einer alten Festung stand immer nur, dass die Kanonen und Waffen durch geschickte Verhandlungen nie gegen „den Feind“ eingesetzt wurden…wer war der Feind!?

Jetzt gibt es noch ein paar Bilder, und morgen schreib ich dann über den Jahreswechsel und Weihnachten – mit Neidbildern;) Aber jetzt bin ich zu müde, weil ich heute um 04.00 zum Flughafen gefahren bin um Imke zurück nach Deutschland zu lassen und meine Borschaft zu verkünden…oder so ähnlich…Ich sollte schlafen…Bis morgen und viel Spaß mit Fotos:)

Sogar die Wuselmärkte sind hier ordentlicher...
Chinatwon - coming soon to a capital near you!
Nee, wat schön, die Orchard Road im Christmas Fever -->Shopping:)
Micha auf nem - na: Stairway to Heaven;)
Und es gibt doch Zigarettenkippen auf dem Boden;)
So siehts mal aus, Tempel und Hochhäuser...

4 Kommentare:

  1. das neue Jahr is auch schon alt... *g*
    Singapur war britische Kronkolonie und die hatten wohl so den ein oder anderen Feind! :D
    Ick wees ja nich, meine Eltern waren 10 Tage in Singapur (mein Bruder ja 6 Monate) und die haben in der Zeit nicht alles gesehen, deswegen werden sie wohl nochmal dahin reisen...Vielleicht musst du nochmal den ganzen Stadtstaat akribisch durchwandern um einen anderen Eindruck zu bekommen. Achja...wenn man nicht über Ampelüberwege geht bzw. bei Rot, dann droht für Einheimische Prügelstrafe und für Ausländer ne empfindliche Geldstrafe.. :D
    In diesem Sinne...

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  2. Ja, wahrscheinlich hat Singapur schon was zu bieten, es gibt ja auch viele wirklich gute Museen und in diesem Freizeitpark waren wir auch nicht, unser Problem war dabei, dass die Preise die deutschen noch übertreffen, deswegen waren wir eingeschränkt. faszinierend ist auf jeden Fall, wie gut(scheinbar) die Interkulturalitäät dort funktioniert...
    A Prügelstrafe: das ist ein ganz anderes, aber sehr lustiges Thema:)

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  3. ich mein..ich kenn ja alles nur aus Erzählungen von meinen Eltern/Bruder/Kim. Zumindest sollen Taxi- und Busfahrten günstig sein, genauso wie das Essen in den Food-Curts (umgerechnet 4 Euro und du bist oberkante unterkante satt). Was die Preisgestaltung der Museeumseintrittspreise angeht,kann ich nix zu sagen...wurden wohl nicht besucht^^.
    Wenn die "Ausländer" (und das sind ja fast alle da ^^) die Wirtschaft aufrecht halten, dann wird der Staat ein wachsammes Auge drauf haben, dass das mit der Interkulturalität schon funktioniert. Wäre doch mal nen Forschungsfeld für einen Völkerkundler... :D

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  4. Der Staat hat da anscheinend ein sehr großes Auge drauf - aber auch ein funktionierendes...wäre vll. wirklich mal interesseant, kann man ja weitergeben;)
    Was die Preise angeht - mit dem Essen stimmt schon, es ist relativ günstig, aber ich bin ja im Moment verwöhnt;) Und wirklich günstige Restaurants musste man suchen. Ach ja Taxifahren ist glaube ich auf der ganzen Welt günstiger als in Deutschland...*seufz*
    Na ja, ich schiebe meine Preisverdrossenheit einfach mal auf meine Entwöhnung:)

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